About the album
Christy Doran's bran new formation 'Sound Fountain' proves again, that Doran enver accepted genre borders - this time he and his band oscillate between Avantgarde Rock and Rock Jazz. The trio explores the musical territories, pushing to the limits of their capabilities of the standard guitar trio: guitar, bass, drums. Sound Found has a huge amount of experience in many musical situations - each member of the band could easily play a solo concert - but prefer to play music with interaction, surprises and risks.
Etwas Neues, Ungewohntes tönt da aus Christy Dorans Familie der vereinigten Klänge nach außen. Voilà: Wir verkünden voller Stolz die Geburt von „Sound Fountain“! Kräftig wirkt er, der gerade erst in diese Welt gepurzelte Sprössling des Schweizer Gitarristen und Elektrotüftlers, putzmunter, laut, lärmend, wuselig, kaum zu bändigen. Weil Christys Sonnenschein „New Bag“ mit der Sängerin Sarah Buechi, Vincent Membrez am Moog-Synth und Rhodes sowie Lionel Friedl an den Drums inzwischen schon 18 Jahre auf dem Buckel hat, aber dennoch nie so richtig erwachsen geworden ist, übermannte den 67-Jährigen offenbar die übergroße Sehnsucht nach jenen Zeiten, als alles noch ein bisschen ungeordneter, anarchistischer ablief. Damals, als die Kinder noch Baumhäuser anzündeten, an Hauswände pinkelten, Briefkästen explodieren ließen, Frösche aufbliesen, sich pausenlos prügelten, ständig auf der Flucht vor irgendwas und irgendwem waren und Papa nur milde lächelnd dem wilden Treiben zusah.
Keine Midlife-Crisis oder sonst irgendwas. Christy Doran war schon immer so. Ständig auf der Suche nach dem Unangepassten, dem Aus-dem-Rahmen-Fallenden, den Widerhaken im Fleisch des situierten Mainstreams. Es muss wohl (musikalische) Liebe auf den ersten Blick gewesen sein, als der im irischen Greystones geborene und im schweizerischen Luzern aufgewachsene Gitarrenderwisch dem argentinischen Bassisten Franco Fontanarrosa begegnete. 1999 war das, und ihn sowie den damals gerade 16 Jahre jungen Sohn des Kabarettisten und Schriftstellers Robert Fontanarrosa verband von Anfang an dieser innere Widerspruchsgeist gegen alle Regeln und Konventionen. Also trafen sie sich wieder bei Dorans erneuten Besuchen in Buenos Aires 2000, 2006 und 2014, spielten zusammen und lernten einander kennen und schätzen. Endlich einer, der so ist wie ich, dachte sich der väterliche Freund, nur dass er seine kruden Ideen mit dem E-Bass zur Entfaltung bringt. Als Franco Fontanarrosa schließlich im Dezember 2014 seinerseits die Schweiz besuchte, lag die Idee einer Bandgründung eigentlich schon lange in der Luft. Sie musste nur ausgesprochen werden.
Auch der Schlagzeuger war schnell gefunden: Lukas Mantel, einer der innovativsten eidgenössischen Drummer, kannte Franco Fontanarrosa schon von einigen Sessions in Argentinien. Auch er bevorzugt das Unkonventionelle; keine Betonung des Beats über die Zwei und die Vier, sondern organische Grooves, dezente Umrahmungen, unerwartete Effekte. Die ideale Kraft für eine nie versiegende Kreativquelle, aus der am laufenden Band Einflüsse von Jazz, Rock, Ethno und Avantgarde sprudeln. Gerade die eher traditionelle Konstellation aus Gitarre, Bass und Schlagzeug fordert Doran, Fontanarrosa und Mantel auf besondere Weise heraus. Wo liegen die Grenzen dieser Besetzung, aber auch generell des eigenen musikalischen Hoheitsgebietes, und wie lassen sich diese weiter hinausschieben? Deshalb steuern alle drei Kompositionen bei – Christy Doran zum Beispiel „Alien Abduction“, „Belle Epoque“, den Titelsong des Albums, „Wandering Dune“ und das symbolhafte „Partners In Crime“, Franco Fontanarrosa „El Escenario“ (Die Bühne) und „Espantasuegras“ (Papiertröten), Lukas Mantel „Langa“ und „Höhronen“ – mit denen sie dann nach Herzenslust jonglieren und improvisieren.
Die eigentliche Stärke des Trios liegt freilich darin, alle musikalischen Landschaften im Nu zu assimilieren und sich zu eigen zu machen. Nicht im Sinne eines Chamäleons, sondern eher wie ein Maler, der auf einer bereits benutzten Leinwand sein eigenes Bild entwirft, das vielleicht im klassischen Betrachtungswinkel nicht unbedingt schöner sein muss als die Vorlage, aber doch interessanter, reizvoller und vor allem provokanter. Ein willkommener Nebeneffekt der immensen Erfahrung, die sich Doran, Fontanarrosa und Mantel an ihren Instrumenten sowie im Zusammenspiel mit anderen Nonkonformisten erworben haben. Der „Sound Fountain“ bündelt eine Unmenge an Informationen, Stimmungen, unterschiedlichen Einflüssen, vertrackten oder straight nach vorne marschierenden Grooves, abstrakten Architekturen oder verschlungenen Melodien zu einem eigenwilligen, einzigartigen Bächlein, dass sich allmählich zu einem reißenden Strom mit zahlreichen Strudeln entwickelt, die den Hörer unweigerlich in die Tiefe ziehen.